Am heutigen Mittwoch hat der Hessische Landtag auf Initiative der SPD einen Antrag zum Ganztagsschulausbau in Hessen debattiert. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, bekräftigte den Willen der Sozialdemokraten, den Ausbau von echten Ganztagsschulen in Hessen voranzutreiben.
Degen sagte in der Debatte: „Wir wollen ab dem 2019 fünfzig echte Ganztagsschulen pro Jahr schaffen. Die Koalition hat seit 2014 gerade einmal 5 Grundschulen in fünf Jahren geschaffen, also eine pro Jahr. Beim schwarzgrünen Ausbautempo würde es 500 Jahre dauern, bis die Hälfte aller Grundschulen ausgebaut ist. Bedauerlich ist zudem, dass nach Aussage des Kultusministers von Landesseite aus nicht einmal ermittelt wird, wie hoch die Anzahl der an einer Ganztagsentwicklung interessierten Schulen tatsächlich ist. Aus Rückmeldungen von den Schulen und aus der Elternschaft wissen wir, dass der Bedarf für gute und qualitativ hochwertige Bildung und Betreuung in Hessen aber immens ist.“
Oft kämen diese Bedarfe gar nicht beim Kultusministerium als formaler Antrag an. „Ich kenne viele Schulen, die zwar Bedarf haben, aber aufgrund ihrer baulichen Voraussetzungen, fehlender Unterstützung für Schulleitung und Lehrkräfte sowie mangelnder Zuweisung von Lehrkräften für die Umsetzung ihrer pädagogischen Konzepte erst überhaupt keinen Antrag auf den Weg bringen“, so Degen.
Vor dem Hintergrund des ab 2025 von der Großen Koalition im Bund geplanten Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sei in Hessen dringender Handlungsbedarf geboten. Nur weil derzeit 70 Prozent der Schulen in irgendeiner Form ganztägige Angebote organisierten, bedeute das leider noch lange nicht, dass genügend Plätze für 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler bereitstünden. Laut des Instituts der Deutschen Wirtschaft lernten gerade einmal 33,3 Prozent der hessischen Grundschülerinnen und Grundschüler an einer offenen oder gebundenen Ganztagsschule, bundesweit seien es dagegen 40,8 Prozent.
„Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ist richtig und wichtig. Er wird endlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen, Eltern Planungssicherheit zum Schuljahresbeginn gewährleisten und auch neue Möglichkeiten für Qualitätssteigerungen und Chancengleichheit für alle Kinder, unabhängig von Herkunft oder Geldbeutel der Eltern, geben“, sagte Degen. Die Konsequenz sei aber auch, dass mit dem Rechtsanspruch viel mehr Eltern als heute einen Ganztagsplatz beanspruchen werden. Für Hessen sei es daher noch ein langer Weg zur Umsetzung dieses Anspruchs.
„Heute haben Eltern und insbesondere Frauen das Nachsehen, weil Plätze fehlen. Sie müssen Berufs- und Karrierechancen sausen lassen. Auch die Qualität der schulischen Angebote ist derzeit nicht annähernd so, wie sie sein sollte, um Kindern in Hessen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Mit der Einführung eines Schulgelds durch die Hintertür für die Pakt-Betreuung bittet Schwarzgrün außerdem die Eltern zur Kasse, statt gebührenfreie Bildung anzubieten“, sagte der Bildungsexperte.