Eschwege. Nachdem der Landtagsabgeordnete Knut John zunächst zwei Tage als Müllwerker arbeitete, hospitierte es dieses Mal beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Eschwege. Um 8 Uhr startete das Praktikum. Personalmanagerin Diana Müller und Rettungsdienstleiter Matthias Gebhardt zeigten John die Dienststelle und erklärten ihm die Strukturen und das Aufgabenspektrum des DRK. „Das Deutsche Rote Kreuz in Eschwege bietet neben dem Rettungsdienst verschiedene soziale Dienste an“, sagte Müller. John hatte an diesem Tag Einblicke in die Bereiche Menüservice, Krankenfahrtdienst und Rettungsdienst.
Gemeinsam mit Petra Dilling vom DRK lieferte John die Mittagessen, insbesondere für ältere Menschen, aus. „Die Auswahl ist groß. Ob normale Kost, Schonkost, Essen für Diabetiker oder Vegetarier, für jeden ist etwas dabei. Geliefert wird übrigens täglich, auch feiertags“, erklärte Dilling, die schon viele Jahre für das DRK arbeitet. Ab 11 Uhr wechselte John zum Krankenfahrdienst, um einen kurzen Einblick in diesen Bereich zu bekommt. „Viele Menschen sind wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr eigenständig in der Lage zum Arzt oder in eine Klinik zu fahren, – und genau da kommen wir ins Spiel“, erklärten Matze und Markus, die John an diesem Tag zu drei Einsätzen mitnahmen.
Um 13 Uhr startete der Einsatz im Rettungsdienst mit Rettungssanitäter Kilian Haberzagl und Notfallsanitäter Andreas Henkel. „Bei uns ist kein Tag wie der andere, aber jeder Tag ist spannend und abwechslungsreich“, machte Haberzagl deutlich.
„Manchmal geht es wirklich um Leben und Tod. Aber oft werden wir auch wegen Kleinigkeiten gerufen“, so Haberzagl weiter.
Grund sei oftmals, dass man beim Arzt keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen möchte und deshalb den Rettungsdienst rufe. „Dies kann dazu führen, dass das Fahrzeug dann möglicherweise für lebensnotwendige Einsätze blockiert ist“, verdeutlichte Henkel, der ein weiteres Problem ansprach. „Obwohl die Berufsausbildungen zum Notfall- bzw. Rettungssanitäter in jedem Bundesland gleich sind, gibt es durchaus auf Landkreisebene andere Befugnisse“, so Henkel. „Wir dürfen hier im Landkreis zum Beispiel keine Schmerzmittel im Rettungswagen mitführen (das darf nur der Notarzt), während es woanders erlaubt ist. Insgesamt dürfen wir im Werra-Meißner-Kreis wesentlich weniger Arzneimittel an Bord mitführen als in anderen Kreisen“, stellte er heraus. Eine einheitliche Regelung über Kreis- und Landesgrenzen hinaus erachtete auch John als sinnvoll und versprach, sich für eine entsprechende Änderung einzusetzen, schließlich hätten alle Notfall- bzw. Rettungssanitäter die gleiche Ausbildung und sollten demzufolge auch die gleichen Befugnisse haben.
Wie in vielen anderen Bereichen auch, fehlt im Rettungsdienst das Personal. „Der Beruf ist interessant und die Bezahlung gut. Leider ist es für viele Menschen im Rahmen der ‚Work Life Balance‘ nicht so attraktiv in Schichten, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten,“ machte Haberzagl klar.
Für John ist klar, dass er weitere Praktika in systemrelevanten Berufsfeldern machen wird, denn das trage zum Verständnis bei und Entscheidungen könnten zielgerichteter getroffen werden.